
Was hat euch denn von Nürnberg in dieses Dorf verschlagen?
Diese Frage höre ich sehr oft, wenn ich mit klein P durch die Straßen ziehe. Mir fällt es schwer, darauf eine knackige Small-Talk-Antwort zu formulieren.
Ja, warum eigentlich? Warum sind wir von der Großstadt in ein Dorf gezogen, indem wir niemanden kennen … und es quasi nichts gibt?
Hier versuche ich mich an einer Antwort.
Wenn sich die Bedürfnisse ändern
Jeder hat es mir gesagt: Ein Kind ändert alles. Geglaubt habe ich das nicht wirklich. Aber, so flach dieser Spruch klingt, es stimmt. In meinem Leben hat sich mit klein P einiges geändert. Auf manche der Veränderungen könnte ich verzichten (schlaflose Nächte zum Beispiel). Andere wiederum schätze ich sehr. Ich liebe die Entschleunigung und Achtsamkeit, die klein P in mein Leben gebracht hat.
Eine der größten Veränderungen ist es, dass ich andere Dinge in meinem Alltag brauche, um ihn genießen zu können. Zu diesen „ganz anderen Dingen“ gehören Ruhe, Weite, Einfachheit, Freiheit zur Gestaltung, regionale Nähe zur Familie, Vertrautheit und Verlässlichkeit. Von all diesen Begriffen hatte ich zu wenig in meinem Großstadt-Alltag, sodass eine räumliche Änderung quasi auf der Hand lag.
Einige Analysen, Jahrespläne, Pro-und Kontralisten sowie Kompromisse später haben wir uns für den Umzug aufs Land entschieden. Gelandet sind wir in einem Dorf, dessen Namen keiner richtig aussprechen kann; indem wir niemanden kenne und es weder einen Supermarkt noch Bäcker gibt. Aber das ist gerade gar nicht so wichtig. Denn wir haben genau hier ein Zuhause gefunden, dass räumlich und örtlich zu unseren neuen Bedürfnissen als Eltern passt.
Bei diesem Umzug geht es um keine Entscheidung für einen Uniplatz oder ein Jobangebot. Bei diesem Umzug geht es um uns. Das fühlt sich gut an. Und nachdem wir uns von der Steintapete verabschiedet haben, fühlt es sich auch wie mein Zuhause an:


Mein größtes Abenteuer
Die Entscheidung aufs Dorf zu ziehen, klingt für Dich vielleicht nicht weiter wild. Für mich ist es ein sehr großer Schritt. Es gibt genug Momente, da würde ich gern jemand anderem die Verantwortung für diese Entscheidung in die Schuhe schieben.
Zum Beispiel, wenn mich das langsame Internet nervt oder ich keinen Laden finde, indem Kreditkartenzahlung akzeptiert wird. Uff, es gibt vieles, was im Dorf und in der Kleinstadt anders läuft.
Bis ich mich mit all dem anfreunde, es verstehe und hier ankomme, wird sicher einige Zeit dauern. Aber ich weiß, dass es sich lohnen wird.

Denn jedes Mal, wenn ich einen Blick von der Terrasse auf die Felder werfe, die direkt vor unserer Haustür beginnen, bin ich unglaublich froh darüber, dass wir diesen Schritt ausprobieren.
Immer der Freiheit hinterher
Seit fast einem Monat sind wir nun schon hier. Neben dem Weg zum Baumarkt, kenne ich nun auch schon das wichtigste Gebot auf dem Kaff: Sprich mit den Menschen. Ich hatte selten so viele Gespräche mit fremden Menschen wie hier, ich finde es klasse.
Außerdem mag ich die niedrigen Preise auf der Getränkekarte. Und ich liebe die Freiheit, die uns hier umgibt (hach, wie schön es sein wird, die Feuerschale im Garten anzumachen, ohne dass sich einer der Nachbarn in den oberen Stockwerken über den Qualm beschwert). Ihr findet mich also ab sofort beim Bauernhof links. Da, wo es nach Freiheit riecht 😉.
PS. Highlight meiner ersten Dorfleben-Woche: Beim Secondhand-Laden ein paar Orte weiter, hatte ich kein Bargeld dabei (ich beton es gern nochmals: Liebe Dorffreunde, Kreditkarte sind keine Feinde!). Die Besitzerin hat mich mit ihrer Ware heimgeschickt und ganz lässig gemeint, ich soll einfach irgendwann mal mit dem Geld wieder vorbeikommen. Cheers darauf 🥂
Danke liebe Anni, für diesen erhlichen Einblick in dein neues Leben als Land-Ei. Ich gebe die Adresse mal ins Navi ein uns wir sehen uns dann im Mai zur ersten Stippvisite!
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:-)! Land-Ei trifft zu 100 Prozent zu.
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