Ein Herbst Zwischen Waldwegen und Zugfahrten

Der Wald hat sein magisches, goldgelbes Funkeln verloren, die Äste werden von Tag zu Tag leerer und der Laubmatsch am Boden immer mehr. Den ersten Morgen mit Glatteis unter den Fahrradreifen habe ich schon hinter mich gebracht, und die Lichterketten-Rentiere sind bereits in die Vorstadtgärten unserer Kleinstadt gezogen. Auch der geschmacklos blinkende Lametta-Weihnachtsbaum ziert seit Tagen den Bahnhofsvorplatz. Mit anderen Worten: Die Glanztage des Herbstes liegen hinter uns. Der Advent klopft mit aller Deutlichkeit an die Tür. Doch weil der meteorologische Herbst erst am 30. November endet und der Kalendarische sogar noch später – nämlich mit der Wintersonnenwende um den 21. Dezember herum, atme ich noch einmal ganz bewusst ein paar letzte Züge der frischen Herbstluft ein, bevor ich im Glühwein- und Spekulatiusduft baden gehe. Hast du Lust, mitzumachen?
Im heutigen Blogpost teile ich, warum dieser (deutsche) Herbst überraschend schön für mich ist. & ganz unten gibts ein paar wertvolle Geschenkideen für Weihnachten. Viel Freude beim Lesen!

*der Beitrag enthält unbezahlte Produktempfehlungen

Waldtage

Von unserer Balkontür im Obergeschoss kann ich über die Dächer hinweg bis zu einem nahegelegenen Aussichtsberg blicken, der komplett bewaldet ist. Dort, hinter dem Hügel, geht die Sonne morgens auf – dann, wenn ich mit dem zweiten Kaffee im Sessel sitze und mit meinen Kindern alte Donald-Duck-Hefte durchblättere. Seit einem Jahr wohne ich nun in dieser Wohnung und schon oft habe ich gedacht, dass ich einmal in dem Wald dort hinten am Horizont spazieren gehen möchte. Es musste Herbst werden, damit ich mir die Zeit dafür nehme. Das schreibe ich nicht verächtlich oder aus Reue, weil ich es vorher nicht geschafft habe, sondern ich schreibe es dankbar. Ich liebe es, dass es Herbsttage gibt, die für nichts mehr, aber auch nichts weniger als Waldspaziergänge geschaffen wurden.

Im Grau unterwegs

An jenem Vormittag, als ich in eben diesem Wald spazieren ging, erinnerte ich mich an eine Geschichte von Pettersson und Findus aus einem der liebsten Vorlesebücher meiner Kinder: Unsere schönsten Geschichten. Darin gibt es eine Erzählung, die wir nur selten, ja sogar fast nie lesen. Vermutlich, weil der Plot für die Abenteuerherzen meiner Jungs nicht spannend genug ist. In diesem Kapitel hat der alte schwedische Mann Pettersson so richtig schlechte Laune. Den ganzen Tag sitzt er auf seiner Küchenbank und bläst Trübsal. Oder, wie ich sagen würde, er wird von einer fetten Herbst-Melancholie niedergeschmettert. Letztlich schafft es der sprechende Kater Findus, ihn mit hinaus ins Grau zu nehmen. Als sie gemeinsam mit dem Boot über den See schippern und der alte Schwede auf die farblosen Bäume am Ufer blickt, sagt er etwas, das bei mir hängen geblieben ist. Sinngemäß meint Pettersson, dass es ihm guttut, sich auf den Weg gemacht zu haben, statt nur herumzusitzen und zu fühlen, wie düster alles war. Und: Dass das Düstere sogar schön sein kann, wenn man darin unterwegs ist, anstatt es nur von der Küchenbank aus zu beobachten.

Heute, während meines lang ersehnten Waldspaziergangs, fühle ich Pettersons Gedanken sehr. Ja, es tut unfassbar gut, durch das Grau zu stiefeln und dabei festzustellen, dass Grau nicht gleich Grau ist. Dass es sogar etwas Lebendiges im Grau gibt. Ein bisschen Moos hier und da, die Tannen mit ihrem satten Grün, die unterschiedlichsten Brauntöne der Rinde. Und der Geruch. Allein für diesen guten Geruch müsste der Wald eigentlich eine Auszeichnung bekommen. Gleichzeitig weiß ich genau, dass das alles leichter geschrieben als getan ist. Sich von der Tristheit nicht niederschmettern zu lassen, von der Küchenbank aufzustehen, dazu gehört nicht nur eine Entscheidung. Es braucht auch die notwendigen Ressourcen, um das Vorhaben umzusetzen. Petterson hatte Findus, der ihn aus dem Trübsalblasen rausgeholt hat. Aber was, wenn man keinen Kater als Freund hat? Wenn einem die Freundschaft mit der Energie verloren gegangen ist? Es gibt Phasen im Leben, da schafft es nicht einmal ein sprechender Kater, einen hinaus in den Wunderwald zu bringen. Weil die Energie dafür fehlt. Weil die Ressourcen fürs Aufstehen nicht vorhanden sind. Weil der Mangel an Grundbedürfnissen zu groß ist.

Schlaflos

In den vergangenen Jahren war mein Herbst vor allem eins: schlaflos. Die Wochen Rund um die Zeitumstellung waren die Wochen im Jahr, in denen der Schlafmangel der Baby- und Kleinkindphase besonders reingekickt hat. Noch vor einem Jahr saß ich Anfang November am Morgen nach einer Sitzung beim Hotelfrühstück und klagte darüber, dass ich nicht einmal, wenn ich ohne meine Kinder bin, einfach schlafen kann. Ein Jahr später: dieselbe Sitzung, derselbe Ort, dasselbe Hotel… und ich habe geschlafen. Ohne Unterbrechung. Ich war sogar vor dem Frühstück noch eine Runde im Wald laufen, weil ich ausgeschlafen war. Hä? Say what? Noch vor einem Jahr hatte ich den Glauben daran verloren, dass ich überhaupt irgendwann einmal wieder länger als zwei Stunden am Stück schlafen würde und nicht jeden Morgen ab 4:58 Uhr die Nacht für beendet erklären müsste. Well, it’s getting better…

Vermutlich liegt es genau daran, dass mein diesjähriger Herbst so schön war: Ich leide nicht mehr unter akutem Schlafmangel. Das hat mich endlich wieder näher an die Freundschaft mit meiner eigenen Energie gebracht. Die Energie, die ich brauche, um auf grauen Wegen unterwegs sein zu können. Um mich der Trostlosigkeit im Wald stellen zu können. Aus den vergangenen Herbstjahren weiß ich: Es ist nicht selbstverständlich, es ist ein Privileg, diese Energie spüren und nutzen zu dürfen. Und ich weiß auch: Es ist völlig okay, an einer Entscheidung zu scheitern, wenn die eigenen Grundbedürfnisse nicht gestillt sind. Und vor allem, wenn man keinen sprechenden Kater als besten Freund hat.

Weihnachtsgeschenke

Nicht nur energiemäßig hat sich in diesem Herbst einiges im Vergleich zu den vorhergehenden Jahren verändert. Eine der vielen Veränderungen betrifft meinen Arbeitsweg: Ich sitze nun wieder regelmäßig im Zug und tuckere hinaus aus der schönsten Kleinstadt von THE LÄND, hinein in die baustellenreichste Großstadt THE LÄNDs. Auch dieses Unterwegssein genieße ich sehr, was ich wiederum einer anderen Herbstveränderung zu verdanken habe: Ich habe alle Suchti-Apps bis zum Frühjahr von meinem Handy und damit auch aus meinem Leben verbannt, allen voran Instagram. Seitdem passiert auf meinem Bildschirm nicht mehr viel Spannendes, und ich greife zu meiner eigenen Freude stattdessen wieder öfters zu Gedrucktem. Momentan sehr hoch im Kurs: Gretchens Schicksalsfamilie und My Vision Planner.

Mit dem Vision Planner von Christina Walch sammle ich Dankbarkeitsmomente von 2025 und formuliere zaghaft erste Ziele für das kommende Jahr. Ich liebe es und lasse mich nur zu gern dazu herausfordern, 2026 nicht nur allein (darin bin ich richtig gut!), sondern gemeinsam mit Gott zu planen (das wiederum fällt mir absolut nicht leicht). Für alle, die wunderschöne Ästhetik, tiefsinnige Reflexion und Geistreiches schätzen: Damit könntest du dich an Weihnachten richtig, richtig, richtig gut selbst beschenken.

Apropos Weihnachtsgeschenke: In Alltagsfunken 2026, dem Kalender vom Brunnen Verlag findet ihr einen Impuls von mir (für den Herbstmonat Oktober, wie passend). Schreib mir gerne, wenn du einen über mich bestellen möchtest. Das ist ein tolles Ding geworden! Magst du auch das Weihnachtsgeschäft des Buchmarktes retten, hast aber zu viele Lesemuffel in deinem Umfeld? Neben Kalendern sind Kochbücher eine super Wahl. Lesen muss nicht jeder mögen. Aber essen müssen wir alle. Diese hier kann ich von Herzen weiterempfehlen: The Van Taste (für wilde Reisende), Ein Jahr in Schweden (ein Must-have für Schwedenliebhaber, so gut, wirklich.) und Willkommen an meinem Tisch (für die Alltagsküche mit Besonderheit).

Startet fein in den Advent, ihr Lieben!
& immer her mit euren Buchgeschenk-Inspirationen. Da könnt ihr sicher auch gute aus dem Ärmel schütteln.

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