
Wie geht es Dir mit dem Start in die dunkle Jahreszeit? Vorfreude auf Glühwein oder bereits gedrückte Stimmung?
In Filmen und Magazinen überwiegt vom Winter ein Bild von stimmungsvollen, kuscheligen Momenten – im besten Fall am Kamin mit Tee in der Hand und Stricksocken an den Füßen. Doch ich habe weder einen Holzofen in der Wohnung stehen, noch kann ich ständig in einer Cozy-Stimmung mit Kerzenschein glücklich sein.
Ehrlich gesagt, war der Winter noch nie attraktiv für mich – auch nicht, wenn ich es mir drinnen schön gemütlich mache. Denn das, was draußen passiert, zieht mich zu sehr runter: kahle Bäume, graue Farben, frühe Dunkelheit und nasser Wind.
Grund genug, mich alljährlich in einen Flieger zu setzten und der gedrückten Stimmung zu entfliehen. Im vergangenen Jahr war das aufgrund der Corona-Situation nicht möglich. Da ich zu der Zeit eine ordentliche Babybauchkugel vor mir hergeschoben habe, konnte ich mich nicht mal mit einem guten Rotwein hinwegtrösten. Folglich könnte man jetzt vermuten, dass meine Winter daheim ohne Kamin und Flucht in den Süden nicht schön war. Überraschenderweise war er das aber!
Mit offenen Augen durch den Winter
Noch nie zuvor habe ich Glückseligkeit mitten in der (scheinbaren) Trostlosigkeit der Natur empfunden. Was ich anders gemacht habe? Ich bin mit weit geöffneten Augen durch den Winter gegangen, anstatt sie fest zuzudrücken.
Ich habe diese Zeit als Teil meines Lebens angenommen, anstatt Auswege zu finden und nur dem Ende entgegenzufiebern.
Eine Sache, die mir ganz konkret dabei geholfen hat, war – wie könnte es anders sein – das Wintercampen und dem damit verbundenen Motto „Raus! Egal bei welchem Wetter!“ 🚌
Mein Mann und ich waren lange Zeit klassische Gutwettercamper. Ein fahrbarer Untersatz war deshalb nicht nur für den Weg zum nächsten Supermarkt gedacht, sondern sollte uns auch aus der Stadt herausbringen. Erst mit Zelt und Fahrrad, dann mit Berni, dem roten VW-Bus und zuletzt mit einer Matratze auf der Rückbank des Kombis: Es zog uns schon immer zum Übernachten raus in die Natur. Das liegt sicher daran, dass wir gerne in der Stadt leben, jedoch tief im Herzen Dorfkinder sind und wohl auch bleiben werden.
Bis vor zwei Jahren waren unsere Mikroabenteuer jedoch auf die warmen Wochenenden des Jahres beschränkt. In der kalten Jahreshälfte hingegen blieben wir in der Stadtwohnung mit Serie und Soulfood. Doch seitdem wir Knut den Van ausgebaut haben, gibt es diese Unterteilung des Jahres in eine aktive und nicht-aktive Phase nicht mehr. Wir sind quasi wetterunabhängig draußen unterwegs – und wow, das tut mir so gut!
Wetterunabhängig sein
Wir haben während des Ausbaus von Knut ein paar Dinge beachtet, damit wir heute den Winter so genießen können. Dazu gehört zum Beispiel die Standheizung, ein Innenbereich mit Stehhöhe, vielen Sitzmöglichkeiten und die Möglichkeit, sich zu bewegen (beziehungsweise zu krabbeln), ohne sich ständig anzustoßen sowie ausreichend Platz für nasse Jacken und Schuhe. Zum anderen haben wir uns abgewöhnt, auf die Wettervorhersage zu schauen! Wir steigen spätestens am Freitag in den Knut ein, diese Entscheidung kennt keine Celsius-Grenze.

Ich weiß: Nicht jeder hat einen Knut und nicht für jeden wäre ein Knut eine Bereicherung im Leben. Aber ich glaube, dass jedem von uns ein paar mehr Mikroabenteuer im Winter guttun würden – solche, von denen wir Polaroidfotos schießen, die uns lebendig halten und die uns aus unserem trägem Stricksockenmodus rausholen.
In Zeiten von Homeoffice und Lieferservice gar nicht so leicht, finde ich. Deshalb habe ich mal ein paar Tipps gesammelt, die Dir vielleicht bei der Umsetzung helfen können.
Tipps für Mikroabenteuer im Winter:
- Outdoor-Kiste packen:
Mit Baby ist der Aufwand aufzubrechen, jedes Mal recht hoch. Man muss einfach so viel mehr bedenken und einpacken. Es hilft, eine Ausflugskiste fertig gepackt bereitzustellen, die man nur in das Auto schmeißen muss. So eine Box ist auch ohne Kleinkind super praktisch und senkt die Hemmschwelle rauszugehen. Darin können zum Beispiel Kerzen, Decke, Wechselkleidung, Gaskocher und Snacks gelagert werden. - Feiertage neu denken:
Wer hat eigentlich gesagt, dass man an Weihnachten drei Tage nur Essen und Sitzen muss? Mich macht das zumindest immer sehr müde und schlapp. Gegen dieses Gefühl unternehmen wir zum Beispiel an Weihnachten eine Fackelwanderung. Im vergangenen Jahr haben wir Heiligabend sogar im Knut verbracht. Dadurch waren wir gezwungen, mehr Draußen-Sein zwischen das „Bauch-voll-hauen“ einzubauen. Fand ich klasse! - Draußen essen:
Ob auf dem Balkon, im Garten oder Stadtpark – Mahlzeiten unter freiem Himmel zu sich zu nehmen, ist immer eine gute Idee. Das geht auch ohne große Campingausrüstung. Käsefondue kann man zum Beispiel wunderbar draußen zubereiten. Wem es möglich ist, sollte unbedingt auch hin und wieder ein Lagerfeuer in seinen Winter einbauen – nichts geht über ein ausgiebiges Wintergrillen! - Bewegung unter freiem Himmel:
Kennst Du die Tage, an denen Du ständig frierst, egal wie hoch der Heizkörper gedreht ist oder wie viel Tee Du trinkst? Wann immer Du diese Stimmung wahrnimmst, kannst Du Dir ziemlich sicher sein, dass Deinem Körper eine ordentliche Portion Schwung guttun könnte. Ob Fahrrad fahren, joggen, wandern – überlege Dir, was Du gern im Sommer unternimmst und versuche auch im Winter diese Art von Action einzubauen. Dazu kann zum Beispiel auch der Besuch einer Therme gehören, bei dem Du bewusst erst ein paar Bahnen im Außenbecken schwimmst.
Hier ist es heute übrigens besonders dunkel und regnerisch. Ein klassischer 1. November eben. Ich werde gleich meine Blundstones anziehen und so weit laufen, bis ich Weitblick habe – das löst bei mir immer Freiheitsgefühle aus, egal, wie tief die Wolken hängen.
🍂Ich wünsche Dir von Herzen einen wunderbaren Start in die Wintermonate.