Mein erster Trip allein mit dem Van und wie ich schwanger zurückkam

Hast Du Deinen Hund dabei?“, fragt mich der Besitzer des Wohnmobilstellplatzes. „Ne, ich bin allein unterwegs.“ Kurz darauf läuft der nette Herr mit wedelnden Armen vor meinem Kastenwagen her, um mir einen Stellplatz zuzuweisen.


Als ich den Motor abstelle, atme ich tief durch und bemerke erst jetzt, wie nass es unter meinen Achseln ist. Mit noch leicht zittrigen Händen greife ich nach meinem Smartphone und beende die Routenführung. Sie haben ihr Ziel erreicht – na endlich!

Neben meinem Stellplatz sitzen Günther und Gisela vor ihrem Wohnmobil und schauen neugierig in mein Fenster. Aufmunternd lächeln sie mir zu, als wollten sie mir damit sagen, dass ich mich ruhig zu ihnen gesellen kann. Ich entscheide mich dagegen und wähle den direkten Weg in den schattigen Innenraum von Knut dem Van. Erschöpft werfe ich mich auf die Matratze, die auf einem Gestell aus Holzlatten liegt – das einzige Möbelstück bisher im Camper. Die Wände sind mit schwarzen Isoliermatten beklebt, Stromkabel hängen kreuz und quer darüber und die Decke ist nur zum Teil verkleidet. Gar nicht mal so gemütlich, denke ich mir und zweifle meine Idee an, allein in einem fast leeren Sprinter, der einer Baustelle auf Rädern gleicht, Urlaub zu machen. 

Eine leise Stimme, die immer lauter wird

Ich hatte Lust auf die Berge und wollte mir Zeit für mich nehmen – mit dieser Idee im Kopf landete ich schließlich auf einem Stellplatz im Süden des Landes, der außer mir nur von Rentnern besucht wird. In den Wochen zuvor hatte sich in meinem Leben viel zu viel Unzufriedenheit angesammelt und ich wollte herausfinden, was der Grund dafür war. Also Urlaub allein. Ich entschied mich für Knut als Reisebegleiter. Ich hatte mir sowieso vorgenommen, den ersten Urlaub im Van allein zu verbringen.

Fahren, einparken, den Gasherd anschalten und einschlafen: All das wollte ich im Alleingang entdecken und auf diese Weise Sicherheit im Umgang mit dem Van gewinnen.  

Der Plan ging auf! Nach vier Tagen allein in den Bergen fühlte ich mich sehr wohl mit allem, was dieses Vanlife-Zeugs betrifft. 
Doch mein Gefühlsleben blieb auch nach der Auszeit unsortiert. In diesem Urlaub fehlte mir durchgehend die Konzentration für eine ausgiebige Selbstreflexion. Stattdessen schlief ich sehr viel und hatte ständig Heißhunger auf Pommes. Dazu gesellte sich morgendliche Übelkeit beim Geruch von Kaffee (in dem ich normalerweise am liebsten Baden gehen würde), sodass sich bald eine leise Stimme in meinem Kopf einschlich. „Sag mal“, flüsterte diese mir zu. „Bist Du schwanger oder wat is los?“
Das war eine sehr gute Frage. Und eine berechtigte Frage.

Mein Solotrip zu zweit

Die darauffolgenden Tage waren davon gekennzeichnet, dass ich quasi in der ganzen Bundesrepublik vergeblich nach Schwangerschaftstest suchte (der erste Corona-Lockdown scheint eine sehr fruchtbare Zeit gewesen zu sein). Mittlerweile hatte ich mein Nachtlager neben Gisela und Günther abgebaut und steuerte die Nordsee an. Meinen Mann gabelte ich unterwegs in Nürnberg auf. Immer wieder standen wir vor leeren Drogerieregalen und mussten über diese kuriose Situation lachen. 

An dieser Stelle spule ich ein wenig vor und komme direkt zum Ende vom Lied. Denn irgendwann fanden wir doch noch einen, nein sogar gleich zwei Tests, die jeweils beide zwei deutliche Balken zeigten🎉.

Die leise Stimme hatte recht gehabt. In dem Moment wurde mir klar, dass ich gar nicht allein im Knut gewesen war. Da war doch jemand mit dabei gewesen. Wie krass!

Wenn Gott verrückte Geschichten schreibt

Wenn mir intensive Dinge im Leben passieren, dann halte ich sie gern fest. Nicht in Bildern, denn ich zücke nur selten im passenden Moment das Handy. Aber ich sammle Wörter, kritzle Notizen in ein Heft und reflektiere, was dieses Erlebnis mit mir gemacht hat und was ich daraus lernen durfte. Was ist also die Moral dieser Solotrip-Schwangerschafts-Geschichte

Für mich ist es der Beweis dafür, dass nicht ich die besten Geschichten in meinem Leben schreibe, sondern es jemand anders noch viel besser kann. Ich glaube, dass es jemanden gibt, der weiß, was ich brauche, bevor ich selbst es erkenne; der beschenkt, ohne etwas zurückzuwollen; der Menschen zusammenführt und die Sonne schickt, obwohl Regen vorhergesagt wurde.

Es sind solche Gänsehautmomente, die mir zeigen, dass es einen Gott gibt. Ich glaube, dass er derjenige ist, der die schönsten Dinge in meinem Leben plant und damit meine Vorstellungskraft sprengt.

Nenn es Schicksal, Licht, Magie – ich nenn es Gott. Und ich stell mir vor, wie er aus dem Grinsen nicht mehr rauskam, während er mich auf meiner Reise zum positiven Schwangerschaftstest begleitete. Und ich bin ihm so dankbar. Verdammt dankbar! Denn an diesem Tag im Knut begann das bisher schönstes Kapitel in meinem Leben. 

🤰 Die zweite Moral der Geschichte? Habe immer mindestens einen Schwangerschaftstest auf Vorrat daheim. Das erspart Dir anstrengende Nervenkitzel-Stunden, hihi.

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